Glasfaser für ländliche Regionen in OÖ: „Wenn wir nicht kommen, kommt niemand“
Für die Versorgung ländlicher Regionen mit Breitbandinternet setzt Oberösterreich auf sehr ähnliches Modell wie Niederösterreich. Fiber Service OÖ sorgt – wie auch nöGIG – für eine offene Glasfaserinfrastruktur, die langfristig in öffentlicher Hand bleibt. Wir haben mit Martin Wachutka, dem Geschäftsführer von Fiber Service OÖ gesprochen.
Ihr verfolgt in Oberösterreich ebenfalls das Drei-Schichten-Modell. Die Basis ist die physische Infrastruktur, die ihr im Auftrag des Landes errichtet. Für die zweite Schicht – nämlich den Betrieb des Netzes – ist ein neutraler Netzbetreiber verantwortlich. In der dritten Schicht bieten dann unterschiedliche Serviceprovider ihre Dienste an. Was macht dieses Modell so attraktiv?
Für mich hat das Modell zwei ganz große Vorteile. Der erste betrifft die Endkunden. Sie können zwischen unterschiedlichen Providern wählen, die ihre Produkte in unserem Netz anbieten. Aufgrund des freien und gleichen Zuganges sind sowohl kleine, regionale Provider als auch große bundesweit tätige dabei. Wo fairer Wettbewerb herrscht, profitieren die Konsumenten von preiswerten Produkten. Der zweite Vorteil liegt in der Optimierung der Baukosten für das Netz. Wenn man bedenkt, dass der Tiefbau 80 bis 90 Prozent der gesamten Kosten ausmacht, ist klar, dass man diesen Aufwand nicht mehrfach betreiben kann. Da braucht es eine sorgfältige Planung und eine Finanzierung, die nicht auf kurzfristigen Profit ausgelegt ist. Das gilt natürlich ganz besonders für ländliche, weniger dicht besiedelte Gebiete.
Ihr setzt das Modell derzeit in 14 Ausbauregionen um. Was sind eure bisherigen Erfahrungen damit?
Wir sind in Gebieten tätig, wo andere Anbieter sagen, dass sich der Ausbau für sie nicht rechnet. Die Haushalte und Betriebe dort sind sehr happy, dass wir das übernehmen. Die Leute wollen und brauchen leistungsfähiges Internet. Sie sind gerne dabei, wenn es darum geht, die Infrastruktur von morgen zu bauen. Und sie wissen: Wenn wir nicht kommen, kommt niemand.
Wenn zwei aneinandergrenzende Bundesländer ähnliche Ansätze beim Breitbandausbau verfolgen, gibt es bestimmt regen Austausch zwischen den Unternehmen, die das umsetzen. Wie ist der Kontakt zu nöGIG?
Wir sind gut vernetzt mit nöGIG. Manche unserer Ausbaugebiete im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und Niederösterreich berühren sich. Da stimmen wir uns in der Netzplanung ab. Darüber hinaus tauschen wir auch Erfahrungen aus, was die günstigsten und effizientesten Methoden für den Bau sind, welche Materialien besonders geeignet sind und mit welchen Lieferanten wir besonders gute Erfahrungen haben.
Die nächste Mobilfunkgeneration 5G ist derzeit in aller Munde. Wie passt die in die Strategie von Fiber Service Oberösterreich?
Die neue Mobilfunkgeneration ist sehr wichtig. Mit ihr werden viele neue Services kommen. Sie ist allerdings nicht die Lösung für alle Probleme. Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass Mobilfunk viel zu wertvoll ist, um damit zuhause Videos zu schauen. Für die Vernetzung von Traktoren, LKWs und Autos werden wir natürlich Mobilfunk brauchen, aber nicht für Mediennutzung in den eigenen vier Wänden. Wer sich schon einmal mit Funktechnologie auseinandergesetzt hat weiß: Hohe Bandbreiten erzielt man im kurzwelligen Bereich und dafür braucht man ein engmaschiges Netz mit vielen Sendestationen. In dünn besiedelten Gebieten wird Mobilfunk also sehr rasch unwirtschaftlich. Eine Basisversorgung ist auch in niedrigeren Frequenzbereichen und einem weniger dichten Netz möglich. Wir werden also beides brauchen: Glasfaser für bandbreitenhungrige Services und die Anbindung der Mobilfunkstationen und 5G für die Nutzung unterwegs und neue mobile Services.
Vielen Dank für das Gespräch!
Übrigens: Erst kürzlich hat der Gemeindebund die Aktivitäten in Oberösterreich und Niederösterreich als Vorbilder genannt. Er setze „stark auf Bundesländerinitiativen wie zum Beispiel jene von nöGIG in Niederösterreich oder von Fiber Service OÖ“, heißt es in einer gemeinsamen Presseaussendung mit der Computer Measurement Group (CMG).