Satelliteninternet – die Rolle der Technologie in der Breitbandversorgung
Immer wieder wird gefragt, ob satellitengestütztes Internet – etwa über Low-Earth-Orbit-(LEO)-Satellitensysteme – den Glasfaseranschluss ersetzen kann. Die ehrliche Antwort lautet: Satelliteninternet ist eine Ergänzung, aber kein Ersatz für Glasfaser. Beide Technologien haben ihre Berechtigung – doch sie erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Satelliteninternet schließt Lücken, Glasfaser baut das Fundament.
Wo Satelliteninternet seine Stärken hat
LEO-Satellitensysteme nutzen tausende Satelliten im erdnahen Orbit, die Internet direkt an eine kleine Empfangsschüssel am Boden senden. Damit wird Internet fast überall möglich – selbst dort, wo ein Ausbau mit Leitungen technisch schwierig oder wirtschaftlich kaum umsetzbar wäre, etwa in sehr entlegenen Tälern oder auf Almhütten. Für temporäre Nutzungen (z.B. Baustellen, Forschungsstationen), mobile Anwendungen oder schwer zugängliche Lagen kann satellitengestütztes Internet daher eine wichtige Ergänzung sein. In diesen Nischen erfüllt es eine Brückenfunktion.
Wo Glasfaser unübertroffen bleibt
Physikalisch gesehen ist Glasfaser aber weiterhin die leistungsfähigste und zuverlässigste Technologie für den großflächigen Internetzugang.

Studien der Technischen Hochschule Mittelhessen und der University of Edinburgh zeigen:
Während LEO-Verbindungen solide Geschwindigkeiten bieten, bleibt Glasfaser konstant in Bandbreite, Latenz und Stabilität – auch bei sehr hoher Netzlast. [1][2].
Zudem verbraucht ein Glasfaseranschluss nur rund 2 bis 3 Watt Strom, während Emfangsterminals von LEO-Systemen 50 bis 100 Watt benötigen [1]. Messungen der Technischen Universität Warschau bestätigen, dass Wetter und Hindernisse die Satellitenverbindung messbar beeinträchtigen können [3].
Für Anwendungen wie Cloud-Dienste, Homeoffice, Videokonferenzen oder Unternehmensnetzwerke bleibt Glasfaser damit alternativlos – sie liefert dauerhaft symmetrische Geschwindigkeiten, also gleich schnelle Up- und Downloads, und eine verzögerungsfreie Übertragung.
Warum auch Satelliten Glasfaser brauchen
Ein oft übersehener Punkt: Auch satellitengestützte Systeme sind auf Glasfaser angewiesen – denn jedes LEO-Netz benötigt Bodenstationen, die mit dem weltweiten Datennetz verbunden sind. Diese Stationen werden über Glasfaserleitungen angebunden. Ohne diese Grundlage könnten Satelliten zwar Signale senden, aber keine stabile Verbindung ins Internet herstellen. Damit zeigt sich: Selbst im All ist Glasfaser die Basis.
Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit
Glasfaser ist mehr als eine Leitung – sie ist eine dauerhafte Infrastruktur. Einmal verlegt, bietet sie nahezu unbegrenzte Aufrüstbarkeit, hohe Energieeffizienz und ist technologisch zukunftssicher.
Eine Fachstudie in der Zeitschrift Electronics (MDPI, 2024) zeigt: Glasfaser überzeugt in allen entscheidenden Parametern – Skalierbarkeit, Kapazität, Energieverbrauch und Netzstabilität – während Satellitenlösungen vor allem durch Flexibilität und Reichweite punkten [4].
Das richtige Netz am richtigen Ort
Beide Systeme haben ihre Stärken:
– Satelliteninternet (LEO) ist ideal für entlegene, schwer erreichbare Gebiete oder mobile Standorte.
– Glasfaser ist die beste Wahl für flächendeckende, stabile und nachhaltige Breitbandversorgung.
Dort, wo es technisch machbar ist, muss Glasfaser verlegt werden – sie ist das Rückgrat der digitalen Zukunft. Und dort, wo das (noch) nicht möglich ist, bieten LEO-Systeme eine wertvolle Ergänzung.
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Quellen
Technische Hochschule Mittelhessen / BREKO (2024): Studie zu Leistungsfähigkeit von Satelliteninternet im Vergleich zu Glasfaser. Breko-Bericht
Mohan et al. (2024): A Multifaceted Look at Starlink Performance. University of Edinburgh, Research Portal. PDF-Link
Laniewski et al. (2024): WetLinks: A Large-Scale Longitudinal Starlink Dataset with Contiguous Weather Data. arXiv. DOI: 2402.16448
Shirvani Moghaddam et al. (2024): The Past, Present, and Future of the Internet: A Statistical Analysis. Electronics 13(10), 1986. MDPI-Link